Die Rolle des Assistenz-Trainers aus der Perspektive von Juri Scandella

von | Okt. 14, 2025

Wird am Stammtisch über den Assistenz-Trainer gesprochen, bedient man sich oft des Klischees, dass der ja bloss die Hütchen aufstellt. Schaut man jedoch etwas genauer hin, könnte dies nicht weiter von der Realität weg sein. Juri Scandella, seit Sommer 2024 Assistent von Jérome Oswald in unserer ersten Mannschaft, gewährt uns einen Einblick in seinen Fussball-Alltag.

Juris fussballerische Vita ist aussergewöhnlich, denn er durfte schon in jungen Jahren verschiedene Fussballkulturen kennenlernen. Aufgewachsen in Horgen, ging er als kleiner Junge in den örtlichen Fussballclub. Zu Beginn der Pubertät folgte der Umzug ins Tessin, wo Juri beim FC Losone an der Seite von den späteren Super League Profis Saulo Decarli und Matteo Tosetti den Fussball erstmals aus einer anderen Perspektive zu Gesicht bekam. Noch grösser wurden die Unterschiede, als er mit seiner Familie für drei Jahre nach Brasilien zog und dort in den Nachwuchsmannschaften des FC Figueirense mit Jungs zusammenspielte, welche im Alter von 15 und 16 Jahren bereits von zuhause ausgezogen waren, um alles auf die Karte Fussball zu setzen. Nach seiner Rückkehr in die Schweiz und einigen Probetrainings bei den Nachwuchsmannschaften der hiesigen Profi-Teams löschte es ihm ab und er kehrte dem Fussball während Jahren den Rücken.

Nach dieser längeren Pause begann er dann mit Freunden beim FC Wollishofen wieder zu kicken. Über einen Kollegen fand er vor ca. 6 Jahren den Weg ins Coaching-Metier und übernahm den FC Seefeld 3 als Haupt-Trainer in der 4. Liga, wo ihnen in der zweiten Saison der Aufstieg in die 3. Liga gelang. Als die erste Mannschaft in der Folge einen Assistenz-Trainer suchte, fiel die Wahl auf Juri, der sich im Verein einen Namen gemacht hatte. Gleich in seiner ersten Saison an der Seite von Jérome Oswald stieg der FC Seefeld dann in die 2. Liga interregional auf und als Jérome im Sommer 2024 zu Red Star wechselte, kam Juri gleich mit auf die Allmend Brunau.

Neben den offensichtlichen Aufgaben während den Trainings und an den Spieltagen auf dem Platz, hat Juri auch einen grossen administrativen Aufwand. Dazu gehören die Materialbestellung, die An- und Abwesenheitserfassung, das Pflegen des Mannschaftstools im Clubcorner und des Teamchats, die Koordination mit Zara Aschwanden, unserer Physiotherapeutin, die Unterstützung von Materialwart Antonio Guarino, die Spielanalyse mit den Filmaufnahmen unserer VEO-Kamera und der Austausch mit dem Staff der 2. Mannschaft und den Junioren. Daneben hat Juri auch stets ein offenes Ohr für unsere Spieler und sorgt in der Kabine und auf dem Platz für Ordnung und Disziplin aber auch stets für gute Stimmung. Dazu kommt natürlich noch der regelmässige Austausch mit Cheftrainer und Sportchef.

Trotz grossem Aufwand gefällt Juri seine Rolle, da sie sehr vielschichtig ist. Besonders der gute Draht zu verschiedenen Menschen ist ihm wichtig. So sieht er auch seine grössten Stärken in seiner Menschenkenntnis und in der Selbstreflexion. Das Kontrollieren der Emotionen, ohne dabei die Authentizität zu verlieren empfindet Juri als grosse Herausforderung. Ebenfalls lässt er durchblicken, dass er von der langjährigen Erfahrung von Jérome sehr viel profitieren und sich so auch im taktischen Bereich seinen Rucksack füllen kann. Besonders im «live»-Coaching während dem Spiel und den Trainings sieht er bei sich noch Verbesserungspotenzial. Denn eines Tages möchte er dann auch wieder als Haupttrainer die Verantwortung für ein Team übernehmen.